Ökologische Insel und Trittsteinbiotop: wichtiges Element für die Biodiversität

Du interessierst dich dafür, wie du selbst die Biodiversität in der Stadt unterstützen kannst? Und möchtest du mehr über „Ökologische Inseln“ bzw. „Trittsteinbiotope“ erfahren?

In diesem Beitrag bringen wir dir den Begriff der „ökologischen Insel“ bzw. des „Trittsteinbiotops“ und deren Charakter näher. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Frage, welche Bedeutung sie für die Biodiversität und damit wichtige Rolle beim Klima einnehmen.

Schaffe deine eigene ökologische Insel!

Die Schaffung von ökologischen Inseln und Trittsteinbiotopen ist eine wichtige Maßnahme, um die Biodiversität in urbanen Gebieten zu erhalten und den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. Trotz möglicher Herausforderungen lohnt es sich, sich für den Schutz und die Förderung dieser kleinen, aber wichtigen Lebensräume einzusetzen.

Eine kleine ökologische Insel hat das Potential dir viele besondere kleine schöne Momente zu zaubern, wenn die ersten Blüten aufblühen, die erste Hummel in waghalsig erscheinenden Manövern versucht auf diesen zu landen, Vögel dankbar an deiner Wasserstelle zum Trinken und Baden halten oder ein Schmetterling flüchtig für einen Moment deine Insel zum Rasten und Sonnen nutzt.

Wir unterstützen dich in Berlin mit regelmäßig stattfindenden kostenfreien Workshops und mit Infomaterialien rund ums naturnahe, artenreiche Gärtnern, aber auch mit Material wie Erde, Jungpflanzen, Totholz und stets einer offenen Türe für Fragen und zum Austausch.

Was kannst Du im privaten und beruflichen Umfeld tun, um eine ökologische Insel zu schaffen?

Privates Lebensumfeld

  • Schau Dich in deinem privaten Lebensumfeld um und finde Flächen, auf denen du aktiv werden und eine kleine ökologische Insel anlegen kannst wie z.B. auf deinem Balkon.
  • Wenn Du keinen Balkon hast, könnte der Hinterhof oder die Baumscheibe vor deiner Haustüre ein geeigneter Ort sein.
  • Auch lohnt sich ein Blick auf nebenan.de oder grundsätzlich in deine Nachbarschaft bzw. deinen Kiez. In vielen Kiezen gibt es Initiativen, die gemeinsam Baumscheiben und ähnliche Flächen begrünen.
  • Kläre andere Menschen auf und motiviere sie selbst ökologische Inseln anzulegen.
  • Lerne und probiere zu entdecken was schon da ist, erkennen den Wert darin. So sind z.B. Brennnesseln vielen ein Dorn im Auge. Jedoch genau diese brauchen einige Schmetterlingsarten zur Eiablage und damit für ihren Fortbestand.

Berufliches Lebensumfeld

  • Auch in deinem beruflichen Umfeld kannst Du aktiv werden. Verfügt dein Unternehmen oder dein Arbeitsplatz über Außenflächen wie z.B. einen Balkon, eine Terrasse, ein Außengelände vor dem Gebäude oder werden in Zukunft Flächen frei? Gibt es unbewirtschaftete Stellen, auf denen mehr Biodiversität geschaffen werden kann?
  • Falls ja, könnt ihr als Team auch hier aktiv werden und anfangen eine kleine ökologische Insel anzulegen und euch schon bald an ersten Blüten und Schmetterlingen erfreuen.
  • Wenn ihr im Unternehmen keine geeigneten Flächen habt, könnt ihr dennoch einiges für die Biodiversität tun und z.B. lokale Non-Profits und Initiativen unterstützen, die sich für Biodiversität einsetzen, z.B. Urban Gardening Projekte und ähnliches.
    Mehr dazu auch hier: „Warum Unternehmen jetzt anfangen sollten Biodiversität zu fördern

Ökologische Inseln bzw. Trittsteinbiotope in der Stadt

Ökologische Inseln und Trittsteinbiotope sind kleine, sehr bedeutende Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Sie bieten der lokalen Tierwelt Nahrung, Schutz und Brutplätze. Dazu zählen u.a. Insekten, Wildbienen, Schmetterlinge, Vögel, Echsen, Frösche, Igel, Nagetiere, Fuchs, Dachs und viele mehr. Umgekehrt übernehmen Tiere, besonders Insekten eine wichtige Funktion beim Bestäuben von Blüten und sichern so den Fortbestand vieler Pflanzenarten. Ökologische Inseln bilden im Kleinen die Kreisläufe des Lebens ab, denn der Erhalt und Fortbestand von Arten der Flora und Fauna hängt unmittelbar voneinander ab. Ohne Pflanzen keine Nahrung für Insekten und ohne Insekten kein Bestäuben und damit Vermehren von Pflanzen. Es ist daher wichtig die Bedeutung der Ko-Existenzen hier zu verstehen und eine Insel zu erschaffen, der diese unterstützt.

In der Stadt finden sich ökologische Inseln oder Trittsteinbiotope üblicherweise in eher wilden, ungenutzten Ecken im Straßen- und Gebäudeland, z.B. auf Brachen, in Nischen zwischen Gebäuden, aber auch auf Terrassen, Hinterhöfen und Balkonen. Die Vielfalt der meist wild und naturnah gewachsenen Strukturen tragen dazu bei, die Biodiversität in der stark versiegelten Umgebung einer Stadt zu erhalten und zu fördern.

Charakter einer ökologischen Insel bzw. eines Trittsteinbiotops

Ökologische Inseln und Trittsteinbiotope zeichnen sich durch ihre Vielfalt und ihren naturnahen, wilden Charakter aus. So kann schon ein Balkonkasten mit einer Wildblumen-Mischung im Kleinsten einen naturnahen wilden Lebensraum schaffen.

Damit Arten sich ansiedeln und sich entfalten können, braucht es eine naturnahe Gestaltung und Pflege über das ganze Jahr, d.h. die Insel wird nicht jedes Jahr komplett neu angelegt, sondern entwickelt sich über die Jahre. Denn gerade auch im Winter schlummern in der Erde und den verdorrten Pflanzen wertvolle Pflanzen-Samen und Insekten-Eier von Arten, die überwintern, wie die Schmetterlingsart „Pfauenauge“, die im Frühjahr von selbst den Weg ins Sonnenlicht finden.

Typische Merkmale sind außerdem eine abwechslungsreiche Bepflanzung mit verschiedenen Pflanzenarten, die sowohl Nahrung als auch Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren bieten. Sie umfassen Strukturen wie Totholz, stehen gelassene vertrocknete Pflanzen, offene Bodenstellen, Steinhaufen, Wasserstellen und Unterschlupfmöglichkeiten, die für verschiedene Tierarten essenziell sind. Ein ausgewogenes Verhältnis von offenen Flächen und dichter Vegetation sowie eine kontinuierliche Verfügbarkeit von Nahrung und Brutplätzen sind charakteristische Elemente.

Die wichtigsten Gestaltungselemente einer ökologischen Insel

1.    Nachhaltiges Saatgut: Die Verwendung von lokal angepasstem und biologisch zertifiziertem Saatgut ist entscheidend, um die Biodiversität zu fördern und ein gesundes Ökosystem zu schaffen. Mehr dazu hier: „Samenfestes, ökologisches Saatgut // Empfehlungen für Dein Balkon- und Gartenjahr“

2.    Nachhaltige Gärtnereien: Unterstütze lokale Gärtnereien, die auf nachhaltige Anbaumethoden setzen und Pflanzen ohne den Einsatz von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln produzieren.
Link zu Linksammlung Gärtnern

3.    Naturnahes Gärtnern: „Naturnahes Gärtnern“ bedeutet, die Fläche im Einklang mit den natürlichen Prozessen zu gestalten und zu pflegen, anstatt sich gegen sie zu stellen. Vermeide den Einsatz von chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pestiziden, da diese die Bodenqualität langfristig verschlechtern können. Naturnahes Gärtnern bedeutet auch die Natur eher wild zu halten, sie zeitweise auch sich selbst zu überlassen, der Natur Raum zu geben sich selbst zu gestalten und nur wenig einzugreifen.
Eine ausführliche Sammlung zum naturnahen Umgang mit unliebsamen Gästen findest du hier: „Wie gärtnere ich naturnah?“ vom BUND Bundesverband

4.    Schaffung von Lebensräumen: Integriere Strukturen wie Steinhaufen, Totholzhaufen und Nisthilfen für Wildbienen und andere Insekten, um Lebensräume für eine Vielzahl von Insekten und Kleintiere zu schaffen.

5.   Setze den Fokus auf einen langen Blütezeitraum: Oft spricht man hier auch von einem „immerblühenden Beet“. Achte bei der Auswahl deiner Pflanzen auf eine gute Mischung aus Dauer-, Früh- und Spätblühern. Diese Kombination sorgt für eine fast ganzjährige Blütenpracht, die nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch Insekten und Vögeln über einen sehr langen Zeitraum Nahrung bietet.

Welche urbanen Flächen eignen sich für ökologische Inseln und Trittsteinbiotope?

In der Stadt gibt es zahlreiche Flächen, die sich für die Schaffung von ökologischen Inseln und Trittsteinbiotopen eignen. Dazu gehören beispielsweise ungenutzte Grünstreifen entlang von Straßen, Baumscheiben, begrünte Wände, Dächer und Parklets, Hinterhöfe, Balkone und sogar Fensterbretter. Schon wenige Quadratmeter – selbst ein paar Balkonkästen und Töpfe – können ausreichen, um Lebensräume zu schaffen und einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität zu leisten.

Warum sind ökologische Inseln bzw. Trittsteinbiotope wichtig für die Biodiversität?

Durch die Vielfalt und die gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen Arten einer ökologischen Insel bzw. eines Trittsteinbiotops entsteht ein nachhaltiges, kleines Ökosystem, das einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und zum Erhalt der Artenvielfalt leistet. Denn: Sie bieten Lebensraum für Arten, die ansonsten in dicht besiedelten und versiegelten städtischen Gebieten kaum Überlebensmöglichkeiten hätten. Durch die Schaffung von kleinen Oasen der Vielfalt kann dem Verlust von Lebensräumen und dem Rückgang der Artenvielfalt entgegengewirkt werden.

Welche Rolle spielen ökologische Inseln bzw. Trittsteinbiotope beim Klimaschutz?

Ökologische Inseln und Trittsteinbiotope leisten auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Sie absorbieren Kohlendioxid aus der Luft und tragen zur Reduzierung des Treibhausgasgehalts bei. Darüber hinaus tragen sie durch die Schaffung von Natur zur Reduzierung der städtischen Hitzeinselwirkung bei und fördern damit ein angenehmeres und gesünderes Stadtklima.

Die Bedeutung der Biodiversität für den Klimaschutz wurde kürzlich in einer umfangreichen Studie des Weltklimarats im Jahr 2021 verdeutlicht. Biodiversität bzw. Artenvielfalt übernimmt wichtige Funktionen wie die Speicherung von Treibhausgasen, die Aufrechterhaltung lebenswichtiger natürlicher Kreisläufe und die Stabilisierung des Klimasystems. Die Biodiversität spielt somit eine unverzichtbare Rolle bei der Bewältigung des Klimawandels und der Abschwächung seiner Auswirkungen. Weitere Hintergrundinformationen zu diesen Zusammenhängen sind unter anderem auf den folgenden Seiten verfügbar:
https://helmholtz-klima.de/biodiversitaet-klima
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaanpassung-land-1948660
https://www.bmz.de/de/themen/biodiversitaet/klimaschutz

Quellen

Für weitere Informationen und praktische Tipps zur Schaffung und Pflege von ökologischen Inseln und Trittsteinbiotopen empfehlen wir die folgenden Quellen:

https://www.bund.net/themen/biodiversitaet/lebensraum-natur-erleben/oekologische-inseln/
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/aktionen-und-projekte/oekologische-inseln/
https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/oekologische-inseln