Herbst ist die Zeit für Pflanzungen von Blumenzwiebel und für einige Balkon-Gärtner*innen auch die Zeit für Wintersalate. Eine kleine Lücke zur Aussaat findet sich immer – auch wenn schon alles voll ist – mit diversen Pflanzen, welche zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühen.
Ein auf Biodiversität, sprich auf Unterstützung der Flora und Fauna, ausgerichteter Balkon, beinhaltet auch Nutzpflanzen. Ob nun Gemüse, Obst oder Kräuter-Pflanzen, einiges ist vergangen und bietet nun Platz für Herbstansaaten und Blumenzwiebeln, nicht zu verwechseln mit Speisezwiebeln.
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Toggle1. Widmen wir uns zunächst dem Wintergemüse und den Wintersalaten:
Für die meisten Wintergemüse ist es im November zu spät für eine Ansaat. Für das kommende Jahr empfiehlt sich hier, ab Juni das Wintergemüse anzubauen. Vor allem zu nennen sind hier diverse Kohlsorten wie Scheerkohl und Grünkohl. Etwas später ab September/Oktober kann Mangold angesät werden. Ab Oktober auch noch die Wintersalate wie Pflücksalat, Asia Salate, Radieschen und Spinat. Der absolute Renner auf dem Balkon ist Winterportulak. Dieser kann noch im November kultiviert werden und bietet den ganzen Winter hindurch eine reiche Ernte. Regelmäßig etwas grünes zu ernten bringt nicht nur Spaß, sondern ist auch ein gesunder Zeitvertreib, denn hier kommt Abwechslung in die Salate und Smoothies. Zitat einer erfolgreichen Balkongärtnerin: „Portulak ist noch möglich. Selbst wenn er dieses Jahr nix mehr wird, im Frühling ist alles voll.“
2. Blumenzwiebeln sind ein Muss auf dem biodiversen Balkon aufgrund ihrer Eigenschaft als Frühblüher und der einfachen Handhabung. Einbuddeln-Fertig!
Hier gilt es zunächst das Prinzip zu erklären. Wichtig ist, Blumenzwiebeln aus biologischem Anbau zu verwenden, welche weder bereits beim Ausbringen noch später auf Deinem Balkon, Gifte wie Fungizide und Pestizide beinhalten. Blumenzwiebeln sind keine Speisezwiebeln für den Verzehr, sondern Zwiebeln, welche im endenden Winter beginnen, den oberirdischen Pflanzenteil auszutreiben. Bekannteste Beispiele sind Krokusse, Narzissen, Traubenhyazinthen, Schneeglöckchen bis hin zu Wildtulpen und Allium (Zierlauch). Da die erst genannten bereits im Vorfrühling blühen, sind sie neben der Baumblühte ab März, die wichtigsten Pflanzen zur Unterstützung von Insekten, vornehmlich Wildbienen. Als Startnahrung nach dem Winter sind Blumenzwiebel somit unerlässliche Nahrungsgeber für Wildbienen, bevor Wildstauden und Kräuter im Sommer aufblühen.
Blumenzwiebeln sind weiterhin eine gelungene Augenweide. Da sie als erstes nach dem Winter austreiben und blühen, kommt durch sie das vielfältige Leben auf den Balkon zurück.
Ein weiterer Vorteil ist die Unterpflanzung mit Hilfe von Blumenzwiebeln. Diese lassen sich in fast alle Substrate und Kübel einbringen. Sie sind platzsparend. Denn da wo später eine Staude oder Kräuter wachsen, können vorab die Blumenzwiebeln blühen. Nach der Blühte vergeht der oberirdische Teil der Pflanze. Nur die Zwiebel verbleibt im Boden. Hier wächst die Zwiebel weiter und kann sich nach einiger Zeit vermehren. Bekanntes Beispiel ist hier Allium (Zierlauch). Die Zwiebel wächst und bildet neue Zwiebeln aus, welche sich nach dem Ausgraben in mehrere Teile (neue Zwiebeln) aufteilen lässt.
Blumenzwiebeln sind ein muss auf dem biodiversen Balkon aufgrund ihrer Eigenschaft als Frühblüher und der einfachen Handhabung. Einbuddeln-Fertig!
3. Ordnung muss sein? Stehenlassen!
Jein! Wir haben alle den Drang verblühtes im Sommer abzuschneiden. Das ist bei vielen Pflanzen auch angebracht und eine Welt für sich. Wann werden die Rosen geschnitten? Wann stutze ich den Flieder oder die Wildstauden? Für viele Pflanzen gilt: verblühte Blüten abschneiden, denn dadurch wird weiteres Wachstum angeregt und noch mehr Blüten treiben nach. So verlängert sich das Blühspektrum bei vielen Pflanzen. Doch was soll mit den restlichen Pflanzenteilen und letzten Blüten geschehen? Stehen lassen! Einige Pflanzen bieten wichtiges Vogelfutter im Winter. So ernährt sich der Stieglitz von den Samen der Wilden-Karde. Ringelblumensamen sind gern gesehene Futterquellen bei überwinternden Standvögeln. Im Spätsommer abgeschnittene Sonnenblumenköpfe, im Winter wieder aufgehangen, erfreut viele Vögel. Vögel Füttern? Kann, darf, soll ich? Diese antworten findet Ihr auf Website vom Nabu. Vögel Füttern aber richtig!
Kommen wir zurück zur „Ordnung“ auf dem Balkon. Dieser kann gerne „unordentlich“ bleiben. In vielen Ritzen und Spalten befinden sich vielleicht Kokons oder Puppen diverser Insekten. Diese suchen sich Verstecke, auch auf dem Balkon, um im Frühjahr ihrem Zyklus entsprechend die nächste Generation zu bilden. Wenn wir ständig aufräumen und putzen, geht einiges von kleinstem Insektenleben verloren. Vielleicht versteckt sich ein überwinternder Schmetterling wie der Admiral, das Tagpfauenauge oder der Zitronenfalter oder gar eine Hummelkönigin in der „Unordnung“ zwischen den Töpfen, Ritzen, Spalten und Nischen. Ein biodiverser Balkon soll genau diese Nische sein!
Verblühtes und abgestorbenes, vor allem Stängel, stehen lassen! In diesen können sich Insekten verstecken oder haben sogar bereits Eier abgelegt. Wenn doch etwas wegmusste, kannst Du damit einen Topf oder Eimer/Kiste befüllen (Achtung überdacht). Hier können die Insekten dann den Winter verbringen. Zusätzlich schaffst Du ein Angebot für die frühen nestbauenden Vögel, welche sich hier Nistmaterial sammeln können. Wenn Du Pech hast, kommen Krähen oder Raben und nehmen alles auseinander. Naja, dann hatten die wenigstens ihren „Spaß“. Was Du wegräumen solltest, sind die Untersetzer der meisten Balkonkästen und Balkontöpfe, welche Regenwasser oder Schnee ausgesetzt sind. Hier ist die Gefahr bei stehendem Wasser, dass die Erde und Wurzeln faulen. Also nimm die Untersetzer am bestem weg. Und bedenke die Gehölze auf dem Balkon, welche kein Regen oder Schnee abbekommen, diese sollten auch im Winter Wasser bekommen, da sie weiter Wasser verdunsten.
4. Wasserstelle
Eine Wasserstelle auf dem Balkon zu haben bedeutet viel Verantwortung und einiges an Arbeit. Aber das ist sehr wichtig für Insekten und vor allem Vögel. Eine Wasserstelle sollte regelmäßig gesäubert werden, damit sich Keime und vor allem Viren unter den Vögeln nicht weiterverbreiten. Beobachtest Du einen kranken Vogel an der Wasserstelle, solltest Du diese für einige Zeit entfernen und nur nach guter Reinigung wieder aufstellen. Haben sich die Vögel erst einmal an die Wasserstelle gewöhnt, werden sie diese auch im Winter aufsuchen. Sobald Minusgrade herrschen, ist die Wassersuche für Vögel noch um einiges schwieriger, da Wasserstellen vereisen können. Hier kannst Du helfen, indem Du eine beheizte Wasserstelle am Morgen bereitstellst. Neben elektronischen Lösungen bietet sich hier ein Blechnapf mit einem Teelicht darunter an. Oder ein Metallsieb mit Grablicht und einer Keramikschale darüber. So kann zumindest tagsüber die Wasserstelle weiter funktionieren.
5. Was noch?
Zu den bewährten Handgriffen auf dem Balkon zählt auch das Mulchen. Mulchen bedeutet, mit organischen Materialien wie Sägespänen, gehäckselten Baumschnitt, Zweigen, Kleintierstreu und vielleicht auch etwas Laub, die Töpfe zu bedecken. Dies bietet Schutz vor zu viel Kälte und Frost. Weiterhin wird dieses organische Material sich zersetzen und fördert den Boden und die enthaltenden Mikroorganismen.
Es empfiehlt sich für die meisten Pflanzen, die Erde selbst zu mischen. Hier kann für magere Böden, z.B. für Wildblumen, die alte Erde mit genutzt werden, da die Nährstoffe schon verbraucht sind. Eine tiefere Recherche zum Thema Pflanzen und Substrate kann sehr augenöffnend sein. Wer sich damit beschäftigt, wird merken, ja es ist möglich und sinnvoll, zeit- und geldsparend die eigene Erde selbst herzustellen und alte, benutzte Erde wieder zu verwenden. Ein biodiverser Balkon lebt den Kreislaufgedanken und ist ressourcenschonend!
Ein großes Problem für die Biodiversität im Allgemeinen, ist neben den bekannten wie Petizideinsatz, Fungiziden, Überdüngung, Nitrat, das Verschwinden von kargen Böden, Versiegelung und vielen mehr, die Lichtverschmutzung. Lichter in der Nacht irritieren das Leben auf unserer Erde zunehmend. Auch im Winter, auch auf dem Balkon bleiben wir davon nicht verschont. Die Weihnachtsbeleuchtung ist oft ein Muss für viele Menschen und bissweilen auch schön und gemütlich. Aber diese hat, wie andere Lichtquellen auch, einen Einfluss auf Flora und Fauna. Um den negativen Einfluss auf Flora und Fauna zu verringern, können folgende Ratschläge Anwendung finden. Das verwendete Licht sollte warmweiß, gelblich oder orange sein: grelles, helles, weißes und blaues Licht, welches nach oben strahlt, hat den größten Einfluss. Auch über den Nutzen und die Dauer kann nachgedacht werden. Energieeffizienz, LED-Beleuchtung und Zeitschaltuhren sind hilfreiche, vermindernde Faktoren neben der Farbauswahl, um die schönen Momente hervorzuheben und einen geringeren Einfluss auf die Biodiversität auszuüben.
Fast alle hier genannten Themen kannst Du im Internet nachschlagen und Dich tiefer damit beschäftigen. Ein ernsthafter Tipp und wirklich hervorzuheben ist die Internetpräsenz von Birgitt Schattling vom Bio-Balkon, die Göttin des Balkons…
Klaus der Gärtner