… oder dem Fensterbrett, im Hinterhof oder sogar auf der Baumscheibe vor dem Haus [1].
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ToggleUrbane Lebensräume für Flora und Fauna
Berlin wächst und speziell unser Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg verdichtet sich stark. Bebauung und ein hoher Nutzungsdruck im öffentlichen Raum gefährden nicht nur viele wichtige grüne Erholungsorte für die Bürger:innen im Bezirk, sondern zunehmend auch die Lebensräume bzw. Ökosysteme der Stadtnatur – hier speziell die Lebensräume der Fauna und ganz besonders die der Bestäuber: Wildinsekten wie z.B. die vielen Arten der Wildbiene, Hummeln, Käfer, Schwebefliegen, Wespen und Schmetterlinge…
(https://www.plantura.garden/insekten/insekten-unterstuetzen/bestaeuberinsekten-im-garten)
Damit ist die Artenvielfalt der Flora in Gefahr, denn Insekten übernehmen eine wichtige Funktion beim Bestäuben von Blüten und sichern so den Fortbestand vieler Pflanzenarten.
Welch wichtige Funktion die Artenvielfalt für den Klimaschutz einnimmt, wurde erst jüngst 2021 in einer großen Studie des Weltklimarats veröffentlicht. Klimaschutz ist ohne Artenvielfalt nicht zu denken, denn diese übernimmt essentielle Funktionen bei der Speicherung von Treibhausgasen, bei lebenswichtigen natürlichen Kreisläufen und der Stabilität von Klima und damit Schutz vor extremen Wetterereignissen. Mehr Hintergrundinformationen zu den Zusammenhängen dazu finden sich u.a. auf folgenden Seiten:
https://helmholtz-klima.de/biodiversitaet-klima
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaanpassung-land-1948660
https://www.bmz.de/de/themen/biodiversitaet/klimaschutz
Biotopverbünde für Arten
Eine artenreiche, naturnahe, ja sogar wilde lebendige Stadtnatur braucht passende Lebensräume für viele Arten. Sie ist kleinteilig und besteht aus vielen kleinen Orten und Lebensräumen – einem Flickenteppich gleich. Damit Arten überleben, sich ernähren, befruchten, vermehren, überwintern und wandern können, braucht es diesen kleinteiligen Flickenteppich und damit geschaffenen Verbundstrecken zwischen den Lebensräumen. Besonders die Verbundstrecken, d.h. die räumliche Nähe von Nebenräumen und kleinen Ökosystemen ist entscheidend für den Fortbestand von Arten. So können Samen durch Windbewegungen einige Meter weiter getragen werden und auf fruchtbaren Boden stoßen. Tiere, wie Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Igel und Füchse können kleinere Distanzen leichter überwinden und sich so von Lebensraum zu Lebensraum ernähren, finden, paaren und vermehren.
Die wenigen verbliebenen öffentlichen Grünflächen unseres Bezirks reichen nicht aus, um diese lebensnotwendigen Verbundsstrecken von Lebensräumen herzustellen, geschweige denn, um eine artenreiche Stadtnatur zu schaffen und zu erhalten.
Auch der Mensch bekommt diese zurückgehende und fehlende Stadtnatur zu spüren: Der nach wie vor bestehende Trend der Versiegelung vieler Flächen und des Fällens von Bäumen und Gehölzen zugunsten neuer Bauprojekte, trägt spürbar zur Erhitzung der Innenstadt bei. Es fehlt zunehmend die regulierende und kühlende Wirkung von Stadtgrün in unserem Bezirk.
Biodiversität auf kleinstem Raum – Orte zum Rasten, Ruhen, Schutz suchen, Stärken, Nisten
Urbane Ökosysteme und damit wichtige Lebensräume für eine Vielfalt an Arten finden sich auch besonders auf kleinstem Raum und ganz speziell in den wilden Ecken der Stadt. Neben klassischen Flächen wie Brachen und Bahngelände, zählen vor allem auch die kleinen Räume zwischen Häusern, auf Hinterhöfen, am Wegesrand, auf Baumscheiben und in Blumenkästen zu wertvollen artenreichen Ökosystemen.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg braucht eine artenreiche Stadtnatur auch auf kleinsten Räumen, sowohl denen der öffentlichen Verwaltung (z.B. Baumscheiben, Mittelstreifen, Fassaden, Dächer), als auch vor allem denen der Zivilgesellschaft (z.B. private Hinterhöfe, Balkone, Fensterbretter, Fassaden, Dächer und Gärten). Kleine Flächen, die Lebensräume für viele Pflanzen und Kleintierarten wie Fuchs, Igel, Vögel, Turmfalken bieten. Dabei geht es nicht alleine darum Lebensraum zum Nisten, sondern auch darum einen Rast- und Ruheplatz für Tiere zu schaffen. Ein Schutzort bei Unwettern und eine Nahrungs- und Wasserquelle auf der Durchreise, um gestärkt und leichter vom einen in den nächsten Lebensraum zu gelangen.
Die Vorteile einer artenreichen Stadtnatur
Eine artenreiche Stadtnatur mit kleinteiligen Flächen und kurzen Verbundstrecken bietet auch große spürbare Vorteile für den Menschen. Eine artenreiche Stadtnatur:
- erschafft selbst auf kleinstem Raum ein Mikroklima, das im Sommer Feuchtigkeit in der Erde speichert, vor allem durch rankende vertikale Begrünungen mehr Schatten bietet und damit spürbar zur Kühlung im Hochsommer beiträgt:
https://www.bioterra.ch/kuehlung-hitzesommern - trägt zur Gesundheit der Menschen im Bezirk bei. Zahlreiche Studien und Artikel beschreiben die positive Wirkung von Stadtnatur und speziell gärtnerischen Tätigkeiten auf die Psyche und körperliche Gesundheit des Menschen. Mehr dazu im Detail u.a. hier:
Studie: https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-018-2744-9#Sec4
https://galabau-blog.de/stadtgaerten-gaerten-in-der-stadt-gut-fuer-das-klima-die-artenvielfalt-und-gesundheit/
Fazit: alle Flächen werden gebraucht, jede/r ist gefragt!
Im Stadtbild des Bezirks braucht es vermehrt auch kleinste Flächen, die von Verwaltung und Zivilgesellschaft aktiv als Lebensräume für Stadtnatur erschlossen, gestaltet, gepflegt und geschützt werden. Die Lebensräume bieten alles Notwendige, damit sich Arten ansiedeln, ernähren, nisten, überwintern, wandern und vermehren können. Zusätzlich gewonnene grüne Flächen der Flora und Fauna können aktiv und spürbar zu einer Regulierung der Temperatur im Bezirk beitragen – vor allem im Sommer.
Jede urbane Fläche zählt! Gärtnern auf kleinstem Raum auf Baumscheiben, Fensterbrettern, Hinterhöfen, Dächern, Straßenbegleitgrün, vertikale Begrünung an Hausfassaden ist der Schlüssel für eine klimaresistente Stadt und gesunde Lebensgrundlage für all ihre Bewohner:innen: Flora, Fauna & Mensch.
Wir möchten dazu beitragen, dass die Menschen unseres Bezirks die Wichtigkeit von auch kleinsten Flächen als Lebensräume der Flora und Fauna im Stadtbild des Bezirks erkennen. Wir möchten dazu beitragen, dass Menschen diese Flächen z.B. vor der eigenen Haustüre auf der Baumscheibe oder im eigenen Hinterhof in den Gärten und auf den Balkonen aktiv gestalten und so einen Teil zum Flickenteppich der Lebensräume beisteuern. Wir möchten unterstützen, dass Menschen die positive Wirkung dieser Stadtnatur-Lebensräume auf ihre Gesundheit und auf das Stadtklima wahrnehmen können und selbst aktiv werden und zur ökologische Wende beitragen.
Unser Engagement für Eure Balkone!
Grüne blühende Balkone sind ein weiterer Trittstein zur ökologischen (Werte)-Wende und einer lebenswerten Stadt. Daher haben wir dieses Jahr unser Projekt „Arbeitskreis Balkon divers“ ins Leben gerufen. Mit dem Arbeitskreis Balkon divers und 15 teilnehmenden Menschen werden wir gemeinsam eine biodiverse Balkonbegrünung erschaffen.
Dabei unterstützen wir die Gruppe über das ganze Jahr hinweg bei der Planung, dem Aufbau und der Pflege eines naturnahen, artenreichen Balkons, der Lebensraum für Mensch, Flora und Fauna bietet. Vor allem aber eine nahezu ganzjährig Nahrungs- und Wasserquelle für Tiere schafft, wertvolle Nistplätze für Wildinsekten und Vögel enthält und somit vor allem auch Arten die Chance auf Überwinterung und damit ihren Fortbestand bietet.
Ausblick
Wir werden Euch hier auf unserem Blog regelmäßig über die gemeinsam mit der Gruppe erarbeiteten Fragen, Herausforderungen und Erkenntnisse berichten. Zum Ende des Jahres und Abschluss des Projektes planen wir einen Leitfaden aus diesen Berichten zu entwickeln, um Euch und damit noch viel mehr Menschen eine praxisorientierte Hilfestellung anzubieten.
Jungpflanzen-Vermittlung im April
Weiterhin wird es von ende April bis in den Mai hinein bei uns Pflanzen gegen Spende geben. Diese können auch Dir helfen deinen Balkon etwas diverser zu gestalten und der Insektenwelt Angebote zu machen.
Weitere Angebote im NIRGENDWO
Neben unserem Balkon-Projekt werden wir Dir dieses Jahr jeden Monat ein spannendes Programm an Veranstaltungen und Workshops zu unterschiedlichen Themen rund um Stadtnatur-Lebensräume anbieten. Dazu zählen z.B.
- Thematische Rundgänge durch die Stadtnatur im Wriezener Park,
- unser Workshops zu „Nisthilfen für Wildinsekten bauen“, „Vogelhäuschen selber bauen“, „Stadtnatur-Botschafter:in werden“, „Balkonbegrünung“, „Naturnahe Lebensräume gestalten: Gärtnern auf kleinstem Raum“, „Sandarium bauen“
- Kulturveranstaltungen u.v.m.
Weiterführende Tipps & Links
Auf unserer Veranstaltungsseite findest Du anstehende Workshop-Termine für die nächsten 4-6 Wochen:
http://nirgendwo-berlin.de/programm/
Abonniere unseren Newsletter (falls noch nicht geschehen) und erhalte unsere kommenden Blogbeiträge rund um unsere Gartenwelt, unsere Balkon-Pioniergruppe, unseren Nachhaltigkeits-Transformationsprozess und vieles mehr in Dein Postfach!
https://nirgendwo-berlin.de/#newsletter
Du bist motiviert und möchtest dieses Frühjahr ein kleines Stückchen wertvolles Grün erschaffen? Su suchst noch Tipps und Hinweise rund um Pflanzenauswahl und passendes Saatgut?
Dann lies auch unseren Blogbeitrag zum Thema Saatgut:
Teile Dein Wissen auch jetzt schon und mache Freund:innen und Kolleg:innen auf uns aufmerksam oder beschenke sie mit einem Workshop Angebot oder Pflanzen von uns.
Fußnoten
[1] Hierbei beachtet bitte unbedingt folgende Hinweise:
https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/gruenflaechen/artikel.146174.php
https://berlin.nabu.de/stadt-und-natur/naturschutz-berlin/baumschutz/baumscheiben/index.html