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ToggleNachhaltigkeitsberichtspflichten und -zertifikate als Chance verstehen
Nach wie vor werden kommende Nachhaltigkeitsberichtspflichten für Unternehmen als bürokratische Ökopeitsche bezeichnet, wir sehen sie als echte Chance!
Nachhaltigkeit in Unternehmen bedeutet ein tiefgreifender Wandel, der das Geschäftsmodell, die Unternehmenskultur und die Beziehungen zu allen Stakeholdern transformieren kann. Kommende Berichtspflichten der Nachhaltigkeit sind keine Ökopeitsche oder einfach eine weitere, gefühlt unnötige Bürokratielast für Unternehmende, sondern eine echte Chance sich agiler, resillienter und zukunftsfähiger aufzustellen.
Zertifizierung des NIRGENDWO
Erfahrungen zu unserer Zertifizierung
Wir haben den Prozess der Zertifizierung als intensives Coaching empfunden, das einen ehrlichen, harten und konkreten Blick in alle Bereiche des Unternehmens wirft. Das hat uns erstmalig eine vollumfängliche SWAT- bzw. Risikoanalyse ermöglicht, denn viele Risiken waren bisher echte Blind Spots – Bereiche auf die wir selbst so nie geschaut hätten. Wir empfinden die Zerifizierung als beste Entscheidung der letzten Jahre, speziell auch nach Corona. Sie hat uns zahlreiche neue Impulse und Ideen gegeben und die Geschäftsbeziehungen zu Stakeholdern spürbar verbessert und gestärkt. Als Team haben wir neue und andere Wege des Diskurses und der Kommunikation gefunden. Viele Prozesse im Unternehmen wurden vereinfacht und wir haben neue Klarheit über die gemeinsame Mission gewonnen.
Rückblick: Erstmalige Nachhaltigkeits-Zertifizierung in 2023
Im Sommer 2023 wurden erstmals alle Bereiche unseres Betriebs hinsichtlich Nachhaltigkeit im Rahmen des Sustainable Berlin Zertifikats auf Herz und Nieren geprüft. Bereits im ersten Anlauf konnten wir mit einem herausragenden Ergebnis von 76% im Audit (Prüfungstermin vor Ort) überzeugen und damit direkt in die 5. und höchste Bewertungsstufe des Zertifikats einsteigen. Besonder stark waren wir da bereits in diesen Bereichen – hier ein Auszug:
- Gesellschaft (77%): speziell in unseren Dialogprozessen mit unseren Stakeholdern (Geschäftspartner:innen, Bezirksämter, Politik, Mitarbeitende, Akteur:innen-Netzwerke in Umwelt & Kultur, Freiwillige, Anwohnende, Freundeskreis etc.). Das unterstreicht deutlich unsere langjährige Arbeit als Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Bezirk und Politik. Seit 2015 setzen wir auf aktive Kooperationen und entwickeln den Ort gemeinsam mit vielen unserer Stakeholder.
- Umwelt (80%): Unser CO2-Fußabdruck ist sehr gering im Vergleich zu anderen Veranstaltungsorten, da uns der bedachte Umgang mit Ressourcen sehr am Herzen liegt. Wir nutzen nachhaltige Mitarbeitenden-Mobilität (ÖPNV & Fahhrad). Wir beziehen seit 2015 Ökostrom von Naturstrom, sprich 100% regenerative Energie. Zudem haben wir keine Heizung (Fluch und Segen zugleich, da wir deshalb auch nur einen Sommerbetrieb haben) und verzichten auf mobile Heizmöglichkeiten und damit auf Emmissionen in diesem Bereich. Auch im Bereich der Lärmemission haben wir uns schon vor einigen Jahren auf eine freiwillige Nachtruhe ab Mitternacht entschieden zum Schutze der Flora & Fauna und auch der Menschen im Betrieb und in der Nachbarschaft.
Verbesserungspotentiale
Im Bereich GRC (Governance, Risk & Compliance) – Unternehmensführung (75%) fehlte eine klare Unternehmensvision. Da das NIRGENDWO von Haus aus Nachhaltigkeit als zentrales Thema in allen Bereichen, Leistungen und Produkten hat, fiel es uns schwer, eine Unternehmensvision zu entwickeln, die sich nicht zugleich als Nachhaltigkeitsvision versteht und klar davon abgrenzbar ist. Zudem fehlte ein struktierteres Risikomanagement, Compliance-Managemet und zugehörige Schulungen sowie eine regelmäßige transparente Berichterstattung, wie z.B. einen eigenen Jahresbericht oder ein Format wie der DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex). Im Bereich Wirtschaft (71%) fehlte es uns an einem strukturierten Qualitätsmanagement (QM)-Prozess. D.h. wir verfügen zwar über ein gutes gelebtes QM, können es aber nicht darstellen und auswerten. Auch unsere Lieferkette ist noch eine Schwachstelle, da es uns schwer fällt bei großen Handelslieferanten wie der Metro oder dem DM Drogeriemarkt eine Analyse der Nachhaltigkeit in der Lieferkette für einzelne Produkte umzusetzen und grundsätzlich keine Transparenz auf Seiten der Lieferanten herrscht. Daher fällt es uns auch schwer Menschenrechte in der Lieferkette sicher schützen zu können, da wir es einfach nicht wissen bzw. überprüfen können.
Ergebnisse Überwachungsaudit in 2024
In diesem Jahr fand das so genannte Überwachungsaudit statt. Dabei wird bei einem persönlichen Termin vor Ort überprüft, ob genannte Ziele und Maßnahmen des Erstaudits tatsächlich umgesetzt wurden. Zudem überprüft die Zertifizierungs-Agentur die bereits benannten Defizite aus dem letzten Audit. Das Überwachungsaudit bietet zudem die Möglichkeit sich freiwillig erneut in bestimmten Kriterien bewerten zu lassen, um eigene Verbesserungsbemühungen mit aufzunehmen. Wir haben die Chance genutzt und konnten uns erneut steigern mit einem Gesamtergebnis von 80%:
- Umwelt (85%): im Abfall-Management und in der Erhöhung der Recycling-Quote gab es Verbesserungen. Im Bereich Biodiversität erreichen wir inzwischen 100%, da wir die Daten zur Entwicklung der Biodiversität in den letzten Jahren zusammen getragen haben und mittels naturaDB nun monitoren.
- GRC (82%): wir konnten eine klare Unternehmensvision formulieren und auch veröffentlichen, die sich auf den wirtschaftlichen Bereich bezieht. Auch im Risikomanagement und in der Umsetzung von Compliance-Richtlinien konnten wir uns steigern. Die Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsziele konnten wir nachweisen.
Verbesserungspotentiale
In vielen Bereichen stellte sich heraus, das wir speziell an unseren internen Schulungs- und Weiterbildungsprozessen und -unterlagen arbeiten müssen. Viele Prozesse des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an den verschienenen Arbeitsplätzen sind nicht gut oder garnicht dokumentiert und Schulungen finden informell zwischen Tür und Angel im Betrieb statt. Hier werden wir in 2025 einen Schwerpunkt setzen und gemeinsam als Team Standards definieren und dokumentieren. Auch zeigte eine anonyme Umfrage unter allen Mitarbeitenden, dass wir die interne Organisation und Kommunikation – speziell mit Saison-Aushilfen – verbessern können und das allen das Thema Awareness und Kommunikationskultur ein Anliegen ist. Hier planen wir eine externe Unterstützung und Weiterbildung für das Team in 2025.
Woher beziehen wir eigentlich unser Wissen? Wie und wo bilden wir uns fort? Sind hier YouTube und Podcast angemessene, qualifizierte Maßnahmen? Diese Fragen nehmen wir mit um Schulungen und Weiterbildungen auch speziell im Bereich Nachhaltigkeit in 2025 intern neu zu denken und zu strukturieren sowie einen eigenen Standard zu entwickeln. Alle Mitarbeitenden sollen künftig auf diesen Standard an Schulungen und Weiterbildungen zugreifen können und dies auch dokumentieren.
Nachhaltigkeit im NIRGENDWO entdecken
Wir haben einen eigenen Bereich auf unserer Webseite mit allen Informationen zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie, unseren Zielen und auch zur Zertifizierung selbst:
Highlights in 2024
In 2024 haben wir uns sehr intensiv mit Geschäftspartner:innen wie Lieferant:innen, Dienstleister:innen und Business-Netzwerken auseinandergesetzt und hier in aktiven Gesprächen nicht nur Nachhaltigkeit zum Kernthema der Zusammenarbeit gemacht, sondern erste Weiterbildungsangebote für Geschäftspartner:innen und ihre Mitarbeitenden im Unternehmen angeboten und durchgeführt. Dazu zählten Vorträge zum Thema „Nachhaltigkeitsberichtspflichten als Chance verstehen“ für KMU (kleine und mittelständische Unternehmen & Netzwerke), Rundgänge zum Thema Artenvielfalt auf dem Firmengelände bzw. in der Stadtnatur, ökologische Inseln und Biodiversität sowie Teamtage und Workshops zum Thema klimagerechtes Gärtnern und Biodiversität als Unternehmen fördern.